Unser „Waterloo“

 

Dieser Vorsorgetermin sollte vor allem dazu dienen, einander kennen zu lernen. Dr. Mersdorf hatte an diesem Wochenende Bereitschaftsdienst und kam nur für uns in die Praxis. Seit Weihnachten spürte ich ab und zu leichte Tritte der Kinder und daher waren wir ganz aufgeregt und neugierig auf die neuesten Ultraschallbilder. Der Arzt bat mich auch gleich auf die Liege und begann mit dem Ultraschall. Er suchte die Kinder, wobei sich eines immer wieder verstecken wollte, und vermass die Kinder auf Größe und Gewicht. Zuerst war noch alles o.k., aber bei dem zweiten Kind wurde seine Miene immer ernster und er machte weitere Untersuchungen mit dem „Doppler“. Bei dieser Ultraschalluntersuchung kam heraus, dass eines der beiden Babys in seiner körperlichen Entwicklung deutlich (ca. 4 Wochen) hinter dem Geschwisterchen zurücklag und auch die Versorgung über die Nabelschnur sehr schlecht war. Als wir fragten was das nun bedeute, meinte er nur er könne das nicht ganz genau sagen und er würde uns gerne zu einem Spezialisten für Pränatal-Medizin in München überweisen. Auf unser Drängen hin bekamen wir gesagt, dass es sehr schlecht um das kleinere Baby stehen würde, im schlimmsten Fall würden beide Babys sterben. Der Arzt vermutete auch noch, dass die Babys Mädchen seine. Ich war in der 23. Schwangerschaftswoche und ein Überleben der Babys, wenn sie jetzt geholt werden müssten war nicht möglich, dazu waren sie beide zu klein. Wir waren in Panik und im Schockzustand, ich konnte nur noch Heulen. Eigentlich wollten wir nach dem Untersuchungstermin noch Bekannte meiner Eltern zum Essen abholen, aber ich rief bei meinen Eltern an und habe sie gebeten dies zu übernehmen. Momentan wollte ich niemanden sehen. Mir schwirrte der Kopf vor lauter Gedanken und ich wollte nicht glauben, dass alles so enden sollte. Auf meine Bitte hin hatte mich der Frauenarzt für die kommende Woche Krank geschrieben, damit ich einen Termin bei dem Arzt in München ausmachen konnte. Mein Mann rief an diesem Sonntag nachmittag bei seinem Vorgesetzten in Frankfurt an und bat darum ihn für die nächsten drei Tage zu beurlauben, damit er mit zu diesem Termin gehen konnte. An diesem Nachmittag sahen wir uns im Fernsehen das letzte Springen der Vierschanzentournee an und es gewann Sven Hannawald, als ich dies sah, sagte ich zum einem Mann, wir könnten doch die Kleinere Svenja Felicitas nennen. Svenja für ein Kämpferherz, vielleicht schafft sie es ja doch noch, und Felicitas „die Glückliche“ als gutes Omen.

Am Montag rief ich gleich in der Früh bei dem Arzt in München an und bat um einen dringenden Termin. Gleich am nächsten Tag, Dienstag, sollten wir dort vorstellig werden.

 

 .. und so geht’s weiter

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