Zurück zur Entbindung

Nach der Entbindung

 

Als wir am Montag früh aufgeweckt wurden, war sofort die Erinnerung wieder da. Ich wollte sofort wieder aufstehen und mich alleine waschen, mein Mann hat mir dabei geholfen. Dann sind wir in die Kinderklinik gefahren/gegangen. Ansonsten haben wir uns an diesem Tag geschont und versucht zu begreifen was mit uns passiert war.

Am Dienstag Vormittag hatten wir Besuch von dem Oberarzt der Frauenklinik, der auch den Kaiserschnitt durchgeführt hatte. Dieser bat uns, es uns nochmals zu überlegen, ob wir Svenja nicht doch obduzieren lassen wollten. Wir wollten wissen warum er dies machen wollte. Er sagte, dass es ihm hauptsächlich um eine Befundbestätigung ginge. Dies aus der Obduktion gewonnen Daten wollte er auch nicht veröffentlichen bzw. an andere Kliniken weitergeben. Mit diesem Argument wollte er uns wohl überzeugen, aber leider hatte er damit genau das Gegenteil bewirkt. Wir dachten was macht es für einen Sinn, wenn das Ergebnis nicht anderen zugänglich gemacht wird. Und wie bereits erwähnt, wussten wir ja, dass wir es in Falle von Svenja nicht mit einer genetischen Erkrankung zu tun hatten. Zusätzlich kam uns auch noch das Gespräch von Sonntag in den Sinn, in dem wir auch noch von anderer Seite bestätigt bekamen, dass eine Obduktion nicht nötig sei.

Danach kam dann die Klinik-Seelsorgerin zu uns In diesem Gespräch kam wieder alles hoch und wir haben sehr geweint. Das sehr einfühlsame Gespräch hat uns etwas geholfen. Die Seelsorgerin hat dann auch vorsichtig das Gespräch auf die Beerdigung gebracht und wollte von uns wissen ob wir Svenja noch einmal sehen wollten. Wir haben dies sofort bejaht. Sie wollte uns am Nachmittag abholen und mit uns in die Pathologie gehen. Ich habe ihr dann noch ein schönes Tuch von mir mitgegeben auf dem Svenja gebettet werden sollte. Kurz nach dem Gespräch kam meine Schwester aus Berlin vorbei. Sie hatte sofort nachdem sie alles erfahren hatte, alles stehen und liegen gelassen und für uns da zu sein. Mein Vater hatte sie vom Flughafen abgeholt. Sie wollte am Nachmittag mit uns gehen und auch Svenja sehen. Die Seelsorgerin, Frau Schmid, holte uns dann am Nachmittag ab und ging mit uns in den Untergeschoss zur Pathologie. Dort gab sie Bescheid, dass wir da waren und Svenja für uns aufgebahrt wurde. Frau Schmid hatte eine Kerze für Svenja dabei mit einem Regenbogen und einer taube mit einem Zweig im Schnabel. Bis zu dem Augenblick als wir Svenja zu Gesicht bekamen waren wir sehr gefasst. Dann war es mit der Fassung vorbei und wir konnten nicht mehr aufhören zu weinen. Wir haben sie noch einmal bewundert, dass alles an ihr dran war, sie sah aus als wenn sie nur schlafen würde. Miteinander versuchten wir einen Grund zu finden warum sie von uns gegangen war. Die für uns einzig logische Erklärung war, dass sie alles ihrer Schwester gegeben hatte damit diese überleben konnte. Ich bin davon überzeugt, dass sie jetzt der Schutzengel für ihre Schwester ist. Es ging uns allen sehr nahe, meine Schwester war auch ganz am Boden zerstört, versuchte aber uns aber trotzdem eine Hilfe zu sein. Nach einiger Zeit nahmen wir wieder Abschied von Svenja. Es war nochmals ein schrecklicher Tag für uns.

Organisation und Beerdigung